Standortbezogene PR am Beispiel von Bremen
Public Relations hat auch oft eine lokale Komponente. Am Beispiel von Bremen möchte ich diese Faktoren skizzieren: Denn wer gerade in Bremen und/ oder für Bremer erfolgreich werben möchte, muss auf standortbezogene PR setzen.
Charakteristisch für die Bevölkerung von Deutschlands kleinstem Bundesland ist nämlich eine enge Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt sowie ein große Prise Lokalpatriotismus. Nicht ohne Stolz sprechen viele Bürger der Hansestadt beispielsweise von Bremen als „Deutschlands größtem Dorf“.
Dabei gibt es verschiedene Institutionen, psychische Einstellungen sowie regionale Merkmale, die sich für diese Form der PR ausgezeichnet eignen.
Der SV Werder: Bremen ist grün-weiß
Das überregional größte Identifikationsmerkmal Bremens ist der hiesige Fußball-Bundesligist Werder Bremen, der von einem ungemein starken Rückhalt in der Stadt getragen wird. PR, die in Zusammenhang mit Werder steht, hat deshalb fast immer Erfolg: Schon am Bahnhof begrüßt Besucher beispielsweise ein Werder Bäcker, von dem es in der Stadt noch einige Filialen gibt. Der Verein weiß allerdings um seine entsprechende Wirkung und lässt sich die entsprechende PR deshalb gut bezahlen.
Hanse und Weser gehören zu Bremen wie der Roland
Für eine erfolgreiche standortbezogene PR in Bremen ist es unverzichtbar, das Lebensgefühl der Bürger zu treffen. Helfen kann einem hierbei ein weiteres Sprichwort: „Die Hanse und die Weser gehören zu Bremen wie der Roland“ (eine Steinstatue eines Ritters, die vor dem Bremer Rathaus steht und ein Symbol der städtischen Freiheit ist). Bremen ist stolz auf sein hansisches Erbe und zieht eine große Identifikation aus dieser Rolle als Kaufmanns- und Seefahrerstadt.
Greifbar wird dies an der Schlachte oder in Gestalt des Schüttings (ehemaliger Tagungsort der hansischen Kaufleute). Die Weser ist die Lebensader der Stadt und als solcher steter Anziehungspunkt. PR Aktionen hier, wie beispielsweise am Weser Stadion, am Café Sand oder an der Waterfront, sind deshalb regelmäßig sehr erfolgreich, weil die Menschen ohnehin gerne kommen.
Bremen ist frei
Böse Zungen behaupten, die Bremer plage ein gewisser Minderwertigkeitskomplex, so häufig, wie die die Stadt ihre Freiheit betont. Diese taucht bereits auf dem Ortsschild („Freie Hansestadt Bremen“) auf, wird durch den Roland fortgesetzt und durch die Tatsache unterstrichen, dass die Bremer seit über 800 Jahren jährlich einen Freimarkt feiern, der es inzwischen zum größten Volksfest im Norden gebracht hat.
Wirksame PR in Bremen muss dies verstehen und die Unabhängigkeit Bremens als eigenes Bundesland betonen, um den Geschmack der Bewohner zu treffen.
Fazit zu lokaler PR
Lokale Presse- und Öffentlichkeitsarbeit muss politische, historische oder emotionale Faktoren in die Strategie mit einfließen lassen. Denn erst diese Kombination kann erst zu einer Verankerung einer Marke in „Kopf und Herz“ der unterschiedlichen Zielgruppen führen.
Aktuelle Informationen über den Autor Nicolas Scheidtweiler erhalten Sie auf seinem Google+-Profil. Er studierte in München und Hagen und arbeitet seitdem in verschiedenen Funktionen und Bereichen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Verknüpfung von praktischen Erfahrungen mit einem Theorie-Fundament. Nicolas Scheidtweiler hat einen Lehrauftrag für Medientheorie an der Hochschule Bremerhaven.